CHRISTINE LAVANT

wurde als neuntes Kind des Bergarbeiters Georg Thonhauser (aus St.georgen im Lavanttal) und seiner Frau Anna (geb. Hans,aus St. Stefan im Lavanttal), einer Flickschneiderin, als letztes von neun Geschwistern (sechs Schwestern und zwei Brüder, zwei der Geschwister verstarben bereits im Säuglingsalter) am 4.7.1915 geboren. Fünf Wochen nach der Geburt bekam das Kind Skrofeln (Skrofulose, historische Bezeichnung einer Hauterkrankung, meist Hauttuberkulose, Wikipedia) auf Brust, Hals und im Gesicht und erblindete beinahe. Mit drei Jahren (1918) kam eine erste Lungenentzündung hinzu, die später beinahe jedes Jahr wiederkehren sollte.

Das gemietete Wohnhaus der Familie, die "Bäckl-Keusche", bot kaum Platz für die große Familie und so mussten die Kinder teilweise zu dritt in einem Bett schlafen. Das jüngste, die kleine Christine, schlief in einer Schublade, die tagsüber unters Bett geschoben wurde.
Bei einem Krankenhausaufenthalt 1919 wurde das Kind als nicht mehr lebensfähig angesehen.
Dennoch wurde Lavant 1921 in der Volksschule in St. Stefan eingeschult. Christine war eine gute Schülerin, litt aber wegen ihres kränklichen Aussehens sehr unter den Anfeindungen anderer Kinder.

1927 verschlechterte sich ihre Gesundheit erneut und zusammen mit einer Lungentuberkulose trat nun auch die Skrofulose wieder auf. Nach einer als risikoreich angesehenen Röntgenbestrahlung verschwanden aber beide Krankheiten erstaunlich rasch, so dass Lavant 1929 die Volksschule beenden konnte. Der nun folgende Besuch der Hauptschule musste aber abgebrochen werden, da der Fußweg für das schwächelnde Kind zu lang schien. Eine 1930 übersehene Mittelohrentzündung führte dann zu einer fast vollständigen Ertaubung eines Ohres.


1931 lernte Lavant Frau Lintschnig, eine ihrer dann treuesten Freundinnen, kennen. Christine beschäftigte sich mit Haushaltsarbeiten, Stricken, Schreiben und auch Malen. Es entstanden viele Aquarelle, die sie später verschenkte. Zu jener Zeit kamen aber auch die ersten schweren Depressionen, welche die Heranwachsende letztlich nötigten, bei den Eltern zu bleiben. Aus den produktiveren Phasen erwuchs nun ein erster Roman unbekannten Titels, den sie beim Grazer Leykam Verlag einreichte. Trotz einer positiven ersten Reaktion sagte der Verlag Lavant 1932 ab, was dazu führte, dass alles bisher Geschriebene vernichtet wurde und Lavant das Schreiben aufgab. Nach schweren Depressionen begab sich Christine Lavant 1935 auf eigenen Wunsch in eine Nervenheilanstalt in Klagenfurt. Ihre Erlebnisse hat sie im Text Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus verarbeitet, der erst nach ihrem Tode veröffentlicht wurde.

1937 lernte Christine Lavant ihren späteren Mann, den Kunstmaler Josef Habernig, kennen. Im selben Jahr starb ihr Vater. 1938 folgte der Tod der Mutter. Lavant musste nun die elterliche Wohnung, in die sie zurückgekehrt war, wieder verlassen. Erneut versuchte sie, sich ihren Unterhalt durch Strickarbeiten zu verdienen, wurde aber auch von ihren Geschwistern finanziell unterstützt. Am 22.4.1939 heiratete sie trotz Widerstand ihrer Geschwister, den um 30 Jahre älteren Josef Habernig. Während der Zeit des Zweiten Weltkrieges "verstummte" Christine Lavant. Aus dieser Zeit existieren keine dichterischen Werke.

1945 begann sie erstmals wieder zu schreiben und sendete neue Gedichte an die Familie Purtscher, die sie an die Dichterin Paula Grogger weitergab. Grogger vermittelte ihr in der Folge ein Treffen mit dem Verleger Viktor Kubczak. Es dauerte jedoch noch bis 1948, bis unter dem hier erstmals verwendeten Namen »Christine Lavant« im Brentano Verlag in Stuttgart ein Bürstenabzug der Gedichte Die Nacht an den Tag erschien, der später verlorenging. Der Verleger riet der Dichterin, Prosa zu schreiben, die diesem Wunsch nachkam und die Erzählung Das Kind verfasste.
1949 erschien der Gedichtband Die unvollendete Liebe und die Erzählung Das Krüglein.

1950 führte eine Dichterlesung während der St. Veiter Kulturtage zu einem großen persönlichen Erfolg der Dichterin. Sie galt danach als "vielleicht eine der hoffnungsvollsten Vertreterinnen der neuen Frauenlyrik in Österreich".
Aus der Begegnung mit Werner Berg, den sie bei diesen Kulturtagen traf, entwickelte sich eine Freundschaft und Liebesbeziehung, die sowohl das Schaffen des Malers als auch der Dichterin aufs Positivste beeinflusste. Werner Berg malte Christine Lavant und schuf unzählige Holzschnitte. Christine Lavants viele Liebesgedichte an den Maler gehören zu den schönsten Gedichten ihres lyrischen Werkes. Als die Beziehung der beiden durch die familiären Verhältnisse zum Scheitern verurteilt war, nahm dies Werner Berg so sehr mit, dass er einen Suizidversuch beging. Daraufhin versprach Christine Lavant der Frau von Werner Berg, Mauki Berg, die Beziehung endgültig zu beenden. Die beiden nahmen trotzdem lebenslänglich großen Anteil am Kunstschaffen des anderen.

Christine Lavant übersiedelte zu dieser Zeit in das Haus des Kaufmannpaares Lintschnig, wo sie mit einer eineinhalbjährigen Unterbrechung bis zu ihrem Lebensende wohnte.
Es folgten Veröffentlichungen ihrer Gedichte und Prosa: 1956 Die Bettlerschale, 1959 Spindel im Mond, 1962 Der Pfauenschrei.
1964 verstarb der Gatte der Dichterin, Josef Habernig, nach einem Schlaganfall.
1966 übersiedelte Christine Lavant nach Klagenfurt, litt aber unter großem Heimweh und kehrte 1968 nach St. Stefan zurück.
1969 wurden Prosawerke der Dichterin, unter anderem die Erzählung Nell veröffentlicht.

1970 erhielt Lavant den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur, an dessen Verleihung sie persönlich teilnahm. Ihre Gesundheit war allerdings schon schwer angegriffen. Krankenhausaufenthalte mehrten sich. Am 7. Juni 1973 verstarb Christine Lavant im Landeskrankenhaus Wolfsberg nach einem Schlaganfall. Sie ruht auf dem Friedhof in St. Stefan. Ihr Grab schmückt ein drei Meter hohes Ehrenmal vom Bildhauer Heinz Glawischnig, das den Namen "Der Hungerstern" trägt.

Inhalt aus: Steige steige verwunschene Kraft,
Erinnerungen an Christine Lavant, verschiedene Autoren, Verlag Ernst Ploetz

Vorstand der Christine Lavant Gesellschaft

Helga Palmer I Manfred Schachenmann I Elisabeth Wuggenig I Präsident Franz Bachhiesl I Rudolf Radl I Maria Kunz I Martina Graf I Erna Kienleitner I Kulturstadträtin Michaela Lientscher
Foto:Josef Barth